Diese Frage wurde mir (Karan) in den letzten Tagen immer wieder gestellt, also sollte ich das wohl einfach mal aufschreiben:
Ins Leben gerufen wurde FAWM im Jahr 2004 von Burr Settles und einigen ebenso verrückten Songwritern aus Amerika. Die haben sich gedacht, daß der Februar grau und öde genug ist und man ihn sich gut versüßen kann, indem man ein komplettes Album (14 Lieder in 28 Tagen) schreibt. Nachdem sich herausstellte, daß dies sowohl möglich ist als auch einen Riesenspaß macht, wuchs die Anzahl der Teilnehmer über die folgenden Jahre hin rapide.
Das Tolle an der Sache ist, daß sich über das Projekt Kontakte in der ganzen Welt ergeben, und daß man mit Leuten „zusammenkommt“, denen man sonst nie begegnet wäre. Das Spektrum der Liederschreibsler reicht von völligen Anfängern über ambitionierte Hobbymusiker bis zu Profis. Eins haben sie gemeinsam: unbändigen Spaß an der Sache. Die Kommunikationskultur auf der FAWM-Webseite ist sehr angenehm; es geht darum, einander zu ermutigen, Gelungenes zu loben – und nicht herumzukritikastern. (Die eigenen Schwächen kennt man doch eh nur zu gut!).
Der innere Kritiker wird jedenfalls den Februar über in den Keller gesperrt. Und die Ergebnisse lassen zweifeln, ob man ihn je wieder herauslassen sollte.
Für mich ist FAWM wie ein gigantischer, weltweiter „Monat der offenen Werkstatt“, in denen ich anderen Songwritern direkt bei ihrer Arbeit über die Schultern schauen kann und ihnen das ebenso erlaube. Das erfordert natürlich auch eine ganze Menge Mut; immerhin gibt man Unfertiges und Skizzenhaftes zum Anhören frei.
Das Interessante dabei ist, daß ich Ideen weiter verfolge, die ich unter normalen Umständen beim ersten Hemmnis gleich wieder in die Tonne getreten hätte. Manchmal kommt nicht viel dabei raus. Aber manchmal eben doch. Der Mut zum Spontanen ist etwas, das in der „normalen“ Songschreiberei oft verlorengeht, da verliere ich mich häufig zu sehr im Detail.
Nicht alle Lieder, die in dieser Zeit entstehen, nutze ich später weiter, aber einiges hat es tatsächlich in unser Repertoire geschafft. Und den Nachbearbeitungen und den Arrangements von Sven merkt man an, daß da dann natürlich noch ein großer weiterer Aufwand darinsteckt.
Liederschreiben geht wirklich nicht immer so schnell; wer das aus FAWM ableitet, bekommt eine ziemlich falsche Vorstellung von dem ganzen Prozeß. Aber es KANN schnell gehen. Es ist wie mit den meisten anderen Dingen auch: an einigen Sachen sitzt man wochenlang, andere ergeben sich in kürzester Zeit. Beiden merkt man die Dauer des Entstehungsprozesses nicht unbedingt an.
Manche FAWMer stellen übrigens tatsächlich vollendete Produktionen online; das sind aber Technik-Experten, was ich einfach nicht bin; und außerdem heißt es ja „February Album Writing Month“, nicht „February Album Recording Month“. 😉 Also mache ich Skizzen, die ich mit einfachsten Mitteln aufnehme.
Dieses Jahr habe ich leider noch gar nicht mit anderen zusammengearbeitet; das ist nämlich auch eine feine Sache und ich hoffe, daß sich da noch etwas ergibt, denn immerhin ist der Februar ja noch nicht vorbei.
Mittlerweile mache ich diesen Wahnsinn übrigens zum vierten Mal mit. Ich kann mich noch gut an FAWM Nummer eins im Jahr 2009 erinnern; der Grundgedanke damals war: „Geht das überhaupt?“. Im Jahr danach hatte ich wahnsinnig viel Spaß, weil ich ja schon wußte, daß es geht, und außerdem hatte ich damals ziemlich viel Zeit zum Zusammenarbeiten mit anderen und für lustige Scherze zwischendrin. Im letzten Jahr ereilte mich mittendrin ein Hörsturz – ich weiß nicht, wie ich die Sache dann doch noch geschafft habe, aber so war es. Und dieses Jahr ist bei mir geprägt von sehr konzentriertem Arbeiten.
Duke und Sven sind beide seit 2010 dabei. Vielleicht schreiben sie ja auch noch was dazu. 🙂
Die FAWM-Seite ist nicht das ganze Jahr online, aber derzeit findet man unsere Profile hier:
Duke
Sven
Karan