Den Stand des Gehörnten suchten wir vergeblich: „Der Gehörnte“ – der natürlich nur bei uns so heißt (aber wer Karans Bass sieht, versteht sogleich, warum) – ist der einzig gute Shortscale Bass im dreistelligen Preisbereich, und daher ist unser Besuch bei Danelectro auf jeder Musikmesse obligatorisch. Aber an Stelle dieses Standes standen andere Stände. Was wir zwar nicht verstanden, aber so stehenlassen mussten. Auch woanders fanden wir von Danelectro keine Spur.
Die Messe stand für uns diesmal unter dem Zeichen einer gewissen Eile, denn wir hatten nur einen Tag Zeit dafür – am nächsten wartete bereits die Fähre nach England auf uns, für Auftritte in London und Plymouth.
Was also tun? Zuerst einmal der Tradition frönen, mit den netten Mädels und Jungs von Regioactive / Backstage zu klönen und deren FX-Biere leer zu nuckeln. FX, weil das Effektbiere sind: mit Crapefruit-, Orangen- oder Bananengeschmack oder so ähnlich – mir wäre mit Biergeschmack lieber gewesen oder gitarristischer Beigeschmack mit einem ganz normalen Hall oder Echo, meinetwegen auch einem Chorus oder ein bisschen Flanger. Das Crapefruitaroma war eh leicht angezerrt. Aber das Klönen war wie immer super.
Nichts Neues bei EBS: Der ásatrútaugliche Bassverstärker „Fafner“ kostet immer noch Geld, und das nichtmal wenig. Dafür gibt’s – neben einer feuerrot illuminierten Fehu-Rune im Panel – richtig guten Röhrensound. Wenn man die Augen schließt, fühlt man den Bass Feuer speien beim Röhren. Ein Bassverstärker (plus entsprechende Box) ist eigentlich alles, was uns noch fehlt im Setup. Das Problem ist nur: Wenn wir den zwei Meter hohen Fafner-Turm hätten, bräuchten wir gleich auch einen neuen Bus…
Ärgerlich: in der Angorahalle wieder mal keine einzige Katze gesehen – bis wir merkten, dass es die Agora-Halle war, in die wir uns verirrt hatten. Da waren wir aber nicht die einzigen. Greg Koch war z.B. da und spielte Blues, Blues, Blues und Blues. Draußen schien die Sonne.
Sensationen und Innovationen – wie z.B. letztes Jahr die Syntharp, oder den klappbaren Plektrumhalter am Zeigefinger – konnten wir diesmal nicht entdecken. Eine Überraschung gab’s schon: nämlich das wirklich extrem korpusreduzierte E-Cello, das sich wahlweise umhängen (!) als auch frei auf ein Stativ positionieren lässt – beides eröffnet diesem Instrument (dessen traditionell akustische Version zwischen den Knien festgehalten werden will) ungeahnte Einsatzmöglichkeiten auf den Brettern, die die Welt bedeuten.
Apropos Boards. Im Tastenbereich fiepten und piepten, soweit ich’s übersah, vorwiegend die üblichen Unverdächtigen. Am besten fand ich da eigentlich das Sofa, dessen Bezug so bedruckt war, dass man meinte, man säße auf einem riesigen Minimoog. Dieses Möbel hätte ich gern in meinem Zweitwohnzimmer. Dem für Gäste. 🙂 Allerdings muss ich gestehen, dass ich die Halle für QEMOK (Quietschenten mit und ohne Klaviatur) doch nur schnelleren Schrittes durchlief – um dann in der Halle für TPV (Tönende Penisverlängerungen) etwas länger mit den schnuckeligen teuren Gibsons zu spielen. Im Gegensatz zu Gitarren klingen Keyboards heutzutage alle gleich. Einige klingen vielleicht gleicher als andere, aber die kannst du nicht bezahlen – insofern hat sich nix geändert, außer dass die Günstigen heute deutlich mehr können und die ganz Teuren nicht so umwerfend klingen wie früher – dafür braucht man, um Letztere einschalten zu können, keine Ingenieursausbildung mehr.
Bei den Gitarren machte Karan dann doch noch eine Entdeckung: Am Taylor-Stand fand sich zwar nicht die (immer noch begehrte) 12saitige Halbakustische vom letzten Jahr, dafür eine 8(!)saitige Barition-Gitarre. Was es damit auf sich hat, merkt man beim Spielen: Das Instrument ist nämlich eine Quarte tiefer gestimmt, was bedeutet, dass deine ganzen gewohnten Griffe nicht mehr stimmen. Transponiert man die Griffe für den Song in die richtige Tonart (also nix für Anfänger), umschnurrt einen die Bariton-Gitarre dafür mit samtweichem, tiefem Wohlklang. Soweit das in der doch recht lauten Messeumgebung hörbar war.
Beendet haben wir unsern Messebesuch direkt beim Feind: Am GEMA-Stand gab’s kurz vor Gongschlag noch eine Runde Freibier. Den Tipp hatten wir von Monogenuss-Chef Andy Ludyk, dem wir gleich brav folgten, weil er uns ohnedies zu Vertriebenen machen will. So tranken wir vergnügt auf baldiges Vertriebenwerden, den Untergang des Kapitalismus, die Silberstreifen am Horizont, unseren Aufbruch nach England (von dem wir noch berichten werden), Bässe, Messe, und den Rest der musikalischen Welt.
dm