Schau einer alten Frau in die Augen: dort lebt immer noch das Mädchen, das sie vor vielen Jahrzehnten war …
Tänzerin
Alte Frau,
unscheinbar,
Falten und schneeweiße Haare.
Alte Frau
geht gebeugt,
unter der Last ihrer Jahre.
Nachts im Traum
ist sie jung,
kann tanzen, springen und rennen.
Morgens dann
ist sie alt,
kann sich selbst nicht mehr erkennen im Spiegel.
Warum sieht niemand ihr in die Augen?
Warum sieht niemand die Sehnsucht, die in ihr brennt?
Warum sieht niemand in ihr die Tänzerin,
die jeden Schritt noch wie damals kennt?
Tief in ihr
lebt ein Kind,
jede Nacht hört sie es lachen,
unbeschwert,
frei und froh,
und sie will nicht mehr erwachen am Morgen.
Warum sieht niemand ihr in die Augen?
Warum sieht niemand die Sehnsucht, die in ihr brennt?
Warum sieht niemand in ihr die Tänzerin,
die jeden Schritt noch wie damals kennt?
Tanz mit mir,
Tänzerin,
zeig mir die Spur deines Lebens.
Schritt für Schritt,
nimm mich mit,
deine Erinnerung ist nicht vergebens,
und dann schau ich dir tief in die Augen,
denn da erkenn ich die Sehnsucht, die in dir brennt.
Du bist immer noch alles, was du je warst.
Du bist die Tänzerin, die ihre Schritte kennt.
Du tanzt mit deiner Wahrheit und Liebe,
tanzt mit dem Kind in dir, das deinen Namen nennt.
Du tanzt mit jedem Tag der Vergangenheit,
du bist die Tänzerin, die sich erkennt.
© Karan 2012
– alle Beiträge zum FAWM 2012