Wie die, die uns auf dem Gesichtsbuch folgen ja sicher schon mitbekommen haben: ja, wir arbeiten an einem neuen Album, und es soll noch in diesem Jahr erscheinen!
Nach den guten Erfahrungen mit der Produktion des aktuellen Albums JETZT war für uns und auch für unseren Produzenten Ingo Vogelmann schon letztes Jahr klar, dass wir auf jeden Fall zusammen ein weiteres Album aufnehmen wollen. Und damit das noch besser, noch runder und überhaupt noch viel toller wird, suchten wir nach einem Weg, die Einschränkungen der letzten Aufnahme irgendwie zu vermeiden. Das heißt: wir wollten mehr Zeit, mehr Platz, keine tägliche Hin- und Herfahrerei zwischen Sinsheim und Mörlenbach und eine Umgebung mit möglichst viel Ruhe und mit guter Luft, denn man kann einfach besser singen (und Flöte spielen. Und sich überhaupt wohlfühlen) wenn einen keine Pollen und Dreck Nase, Augen und Lunge zusetzen. Das Ziel hieß also: zwei Wochen lang aufnehmen in einer gesunden, stressfreien und großzügig bemessenen Umgebung.
Nach ein paar Rumrechnereien war es entschieden: ein „echtes“ Studio können wir uns für das, was wir da auf Festplatte und Silber bringen wollen, nicht leisten, zwei Wochen Studio ist für uns einfach nicht bezahlbar. Wir suchen also ein Fereinhaus außerhalb der Hauptsaison, möglichst allein stehend, möglichst nah am Meer, möglichst geräumig und mit Räumen, deren Akustik möglichst geeignet sind für Musikaufnahmen.
Nichts leichter als das… Nicht. Wir suchten zunächst an der Nordküste Frankreichs. Und wurden nach einiger Zeit sogar fündig – allerdings wollte man uns offenbar nicht in Frankreich. Sobald die Worte „Musiker“ und „Plattenaufnahme“ fielen, hieß es „Non!“. Herbe Enttäuschung, denn es gibt wirklich nicht viele einzeln stehende Häuser mit brauchbaren Räumen, die überdies bezahhlbar sind.
Und just in diesem Moment kam „unser“ Haus einfach so zu uns: Karans erster Suchtreffer. Dänemark, im Norden der Insel Rømø. Ein großes Friesenhaus, Reetgedeckt, 4 Kilometer vom Meer, drumherum nur Kuhweide, Heide- und Marschland – und im großen Wohnzimmer steht sogar ein Flügel, der uns auf den Bildern des Anbieters sofort ins Auge sprang. Zwei ø, ein Flügel – wenn das keine guten Omen sind! Im ersten Moment dachten wir noch, so wie das aussieht wird das wohl zu teuer werden, aber auch hier ein Wunder: in Dänemark ist da noch Vorsaison, das Haus stellte sich gemessen an seiner Größe als überraschend günstig heraus!
Beim Hausvermittler angerufen, der eine Stunde später zurückrief und uns mitteilte: Kein Problem, man freue sich, Musiker im Haus zu haben und man entschuldigte sich noch extra, dass der Flügel wahrscheinlich nicht gut gestimmt sei, was man sehr bedaure (und was leider auch stimmte). Das Ganze in so super freundlich, ja freudig, dass die ruppige Ablehnung aus Frankreich sofort vergessen war – Dänemark hieß uns so überschwenglich und warm willkommen, dass uns das Herz aufging. Und dass wir es kaum erwarten konnten, dass es endlich losging – die Zeit von Februar, als wir das Haus buchten, bis zum Mai war es kaum auszuhalten vor Vorfreude.
Und dann gings los: Am 11. Mai fuhren wir also mit einem bis unters Dach vollgepackten Auto hoch in den Norden. 3 Bässe, 5 Gitarren, ein Schlagzeug, ein Cajon, Mikrofone, Ständer, Boxen, Verstärker und Unmengen an Kabeln und diversem weiteren Kleinkram, dazu Computer, Fotoausrüstung und natürlich Klamotten – es passte buchstäblich kein Blatt Papier mehr dazwischen. Als wir drei dann abends endlich am Haus eintrafen waren auch Ingo und George schon da. Ach ja, genau: großartigerweise war George, ihr wisst schon, der großartige Videokünstler, der uns das Video zu DEA DIA gemacht hat, über die gesamten zwei Wochen auch dabei und hat dokumentarisch mitgegefilmt – wir sind da schon sehr gespannt auf das Ergebnis!
Den Sonntag dann haben wir mit Aufbau und Verkabelung verbracht und als wir fertig waren mussten wir uns nochmal darüber wundern, wie wir das eigentlich geschafft haben, das alles, was da nun rumstand, in ein einziges Auto gebracht zu haben. OK, Ingos und Georges Equipment haben die beiden natürlich selber mitgebracht, aber allein was da jetzt an Instrumenten rumstand war immens. Wir hatten also jetzt ein funktionstüchtiges Studio und konnten loslegen!
Wie schon beim letzten Mal genossen wir es, dass Ingo sich um die Technik kümmerte und wir uns völlig auf die Musik konzentrieren konnten, ohne uns mit Fragen nach Pegeln, Monitor-Mixen etc. befassen zu müssen. An dieser Stelle können wir Ingo nicht genug danken, denn der hatte letztlich die meiste Arbeit: während wir uns ja stetig abwechselten, also eine Gitarre einspielten, einen Gesangspart einsangen, einen Bass, eine Schlagzeugspur – und jeweils „Pause“ hatten, während jeweils die oder der andere „dran“ war, musste Ingo natürlich die ganze Zeit am Rechner und Mixer sitzen.
Natürlich bedeutete „Pause“ nicht unbedingt „nichts tun“, denn natürlich steuerten wir unsere jeweiligen Ideen und Überlegungen zu Arrangement, Instrumentierungen und Melodieführungen bei. In den zwei Wochen sahen wir deshalb gerade mal so viel von dieser schönen Insel, dass sich Wunsch, hier noch einmal in einem Urlaub her zu kommen, festigen konnte. Dennoch war auch immer ein wenig Luft, um zwischendurch doch mal ein Stündchen nach draußen zu gehen und die Seele baumeln zu lassen, was angesichts der intensiven Arbeit auch sehr nötig war.
Wie sich herausstellte erfüllte sich die Hoffnung, in einem solchen Umfeld entspannt aber nicht minder konzentriert arbeiten zu können, komplett: wir nahmen an zwölf Aufnahmetagen zwölf Songs auf. Und wir konnten für die Songs dabei in die Vollen greifen, indem wir eben doch noch eine oder zwei Gitarrenspuren mehr aufnehmen konnten, dazu noch eine Pianospur, eine zweite oder gar dritte Stimme, eine zusätzliche Melodiegitarre, oder eine gezupfte, eine Flöte, noch etwas Percussion, und so weiter und so weiter. Und das ganze machte nicht annähernd so viel Stress wie beim letzten Mal, wir hatten den Luxus „Zeit“ auf unserer Seite, wir konnten direkt nach dem Frühstück loslegen und auch abends so lange weitermachen wie wir wollten. Wenn die Konzentration nachließ konnten wir einfach mal eine Pause einlegen, zum Strand raus und den Seewind das Hirn freipusten lassen. Und einfach weitermachen, wenn wir wieder zurück waren.
Und wir hatten den Luxus „Platz“ auf unserer Seite, nichts war beengt, wir mussten nicht ständig aufpassen, irgendwo dagegenzurempeln oder drüberzustolpern, Karan und Duke konnten gemütlich auf dem Sofa sitzend ihre Gitarren und Bässe einspielen, das große Stagepiano stand stets spielbereit, ohne dass man es ständig zur Seite räumen musste, ebenso das Schlagzeug oder auch die Gitarren und Bässe. Während der Aufnahme der oder des einen konnten die anderen am Esstisch sitzen und z.B. am Computer arbeiten, oder in der Küche werkeln, ohne was zu verpassen, oder auch mal draußen im Gartenstuhl sitzen.
Letztlich war aber all das auch wirklich notwendig, denn es war auch eines: immens anstrengend. Vier sehr unterschiedliche Dickköpfe mit allen möglichen seltsamen Marotten – und ein fünfter, der natürlich auch und selbstverständlich „dazu“ gehörte, auch wenn er mit dem eigentlichen Ding „Musik“ nicht viel zu tun hatte – aber gerade deshalb, auch hier noch mal ein dickes Danke! – als „neutrale“ Position eine große Hilfe war, weil er viel ausgleichen konnte und verhinderte, dass uns die Scheuklappen über die Zeit zu eng wurden – saßen da vierzehn Tage aufeinander und mussten sich ständig über irgendwas einig werden, gaben sich ständig gegenseitig Anweisungen, machten sich gegenseitig ständig Vorschläge, wie man etwas vielleicht auch oder anders machen könnte, liefen sich von morgens bis abends über den Weg, arbeiteten, aßen – ja, lebten zusammen. Das hätte auch ziemlich ins Auge gehen können, wenn da ein paar zusätzliche äußere Stressfaktoren zu viel dazu gekommen wären.
So aber ging alles bestens. Selbst das Wetter spielte uns letztlich in die Hände, wir hatten weit besseres Wetter als der Kontinent, auf dem es mehr oder weniger durchregnete, wie wir über das Internet so beobachten konnten, aber auch keinen Sommer, der uns wahrscheinlich eher behindert hätte. Man nennt das Wetter, das wir hatten, wohl „durchwachsen“, aber genau das war fast ideal (es gab ein paar richtig fies kalte Tage, die wir uns dann doch ein wenig wärmer gewünscht hätten, aber selbst das war allemal besser als eine Bullenhitze)
Neben den Aufnahmen nutzten wir die Gelegenheit, um Fotos zu machen. Auch für das Album. Dabei entdeckten wir, dass wir vom Haus aus direkt in einen Truppenübungsplatz laufen konnten, und der in einem kilometerlangen – und breiten – Strand endete. Weit draußen hatte das Militär offensichtlich als Landmarke für die Stelle, bis zu der bei Flut das Wasser kommen wird, einen alten Militärjeep hingestellt.
Wir machten Aberdutzende Fotos dort, eine unglaubliche Landschaft. Etwas unangenehm wurde es allerdings irgendwann, als wir in der Ferne Regen sehen konnten. Der schnell näher kam. Und es dann auch noch anfing zu donnern. Denn uns wurde schlagartig bewusst, dass, selbst wenn wir uns auf den Boden legten, wir über mehrere Kilometer die am höchsten aufragenden Punkte sein würden. Schlecht, wenn da wirklich ein Gewitter über uns stünde. Auf dem sehr zügigen Weg zurück fing es dann auch wirklich noch zu regnen an. Nein, zu schütten. Und der Wind blies so stark, dass wir auf der windzugewandten Seite binnen Sekunden völlig durchnässt waren, während die Klamotten auf der windabgewandten Seite völlig trocken blieben. Zum Glück hörte der Guss aber auch so schnell wieder auf, wie er begann. Aber dennoch kamen wir nicht drum herum, an diesem Abend die Waschmaschine anzuwerfen.
Ach ja, und dann gönnten wir uns auch noch einen Abend „frei“, um den Eurovision Song Contest zu gucken. Und offenbar brachten wir unseren Gastgebern Glück, denn recht überraschend gewann doch tatsächlich der dänische Beitrag 😀
Auf dem Album wird es neben uns und Ingo diesmal auch weitere Gastmusiker zu hören geben: Ansgar Offermanns spielte uns im fernen Aachen zu zwei Stücken eine Geige ein, er bekam dazu von uns einen Rohmix, und er schickte eine Geigenspur zurück. Dieses „Internet“ ist ja eine so großartige Erfindung!
Am Sonntag und Montag dann war Alexander Schweigert bei uns zu Besuch. Der ist ein Freund von Ingo und hat auf einem von Ingos Alben schon ein paar wunderschöne Sologitarren eingespielt. Auch für uns steuerte er ein paar Melodiespuren bei, aber viel interessanter werden die Aufnahmen, die wir zusammen mit ihm gemacht haben, bei denen wir vier zusammen „live“ einspielten. Alex ist super drauf, wir haben uns auf Anhieb toll verstanden, so dass wir dieses Experiment einfach mal gewagt haben – und es hat toll funktioniert. Lasst euch überraschen!
Am vorletzten Tag dann durften wir erfahren, dass das sehr windige Wetter, das wir bis dahin hatten, uns wahrscheinlich einen Haufen Probleme erspart hat: als nämlich der Wind da nachgelassen hatte und sogar so richtig die Sonne schien wussten wir, was auf dem Truppenübungsplatz geübt wird: Ein Düsenjäger nach dem anderen brauste über unsere Köpfe hinweg im Sturzflug auf den Teil des Geländes zu, auf dem wir von weitem während unseres Spazierganges eine Reihe von Panzern und ähnlicher Fahrzeuge sahen. An den Tagen davor flog da auch schon mal der ein oder andere Jet ein, aber die waren da immer nur mal für eine kurze Stunde unterwegs. Aber an dem Tag nutzten sie wohl das günstige Wetter und so waren wir froh, dass wir an diesem Nachmittag nur Instrumente aufnahmen, die direkt ins Mischpult gingen und kein Mikrofon brauchten.
Und dann waren die zwei Wochen auch schon vorbei – vor allem die zweite Woche verging irgendwie wie im Flug, gefühlt war die nur halb so lang wie die erste. Auf der einen Seite waren wir natürlich froh über das, was wir da alles geschafft hatten, auf der anderen Seite wären wir am liebsten einfach noch eine Woche geblieben, um uns Rømø doch mal näher anschauen zu können und wirklich noch so ein bisschen Urlaub dort zu machen, denn auch das stellten wir fest: diese zwei Wochen waren so anregend wie auch anstrengend. Zwölf nagelneue Songs in zwölf Tagen und durchschnittlich zwölf Stunden pro Tag. Aber noch selten hat uns so viel Arbeit und Anstrengung so viel Spaß gemacht. Anders wäre das aber wohl auch nicht zu machen gewesen. So denken wir aber wird man es diesem Album anhören können: der große Spaß, den es machte, es aufzunehmen.
Der Alltag rief, und so putzten wir das Haus, das uns zwei Wochen lang beherbergte, packten unsere Autos wieder voll und machten uns auf den Heimweg. Der George und Ingo direkt nach Hause führte, uns aber erst noch zu einem schnuckeligen Wohnzimmerkonzert in der Nähe von Bremen.
Und jetzt sind wir sehr gespannt drauf, die ersten Zwischenmixe von Ingo auf die Ohren zu bekommen. Denn für ihn geht jetzt der Hauptteil der Arbeit erst richtig los: Spuren versäubern, mixen, nochmal mixen, und dann, wenn der Mix steht, am Ende alles mastern. Das wird einige Wochen dauern. In der Zwischenzeit sind wir auch nicht untätig, denn nach der tollen Erfahrung mit dem Crowdfunding für die Pressung der JETZT, bei dem ihr uns so großartig unterstützt habt, denken wir, dass es eine gute Idee ist, auch dieses Album wieder über ein Crowdfunding zu finanzieren. Wir haben diesmal einiges mehr an Geld in die Aufnahme investiert, genau genommen etwas mehr als wir uns „privat“ wirklich leisten können, aber wir glauben, dass sich das mehr als gelohnt hat.
Deshalb müssen wir diesmal versuchen, ein wenig mehr Geld reinzubekommen als „nur“ die reine Pressung. Wir hoffen da wieder auf eure Unterstützung, aber nachdem ihr alle da letztes Jahr schon so toll die Werbetrommel für uns gerührt habt, so dass damals der nötige Betrag schon nach nur 6 Wochen „drin“ war sind wir da sehr optimistisch. Und natürlich wird es auch dieses mal wieder neben einem – da sind wir uns sicher – großartigen Album selbst – tolle Sachen geben, denn so ein Crowdfunding ist ja keine Spendenaktion, ihr bekommt ja was für euer Geld. Und – versprochen – es wird auch diesmal jeden Cent wert sein 😀
Danke für den interessanten Hintergrundbericht! (Nein, das meine ich nicht ironisch.)
Crowdfounding für das nächste Album: Ja,ich beabsichtigte (aber nur, wenn es Euch recht ist)dazu einige „Sachen“ bezutragen.
Ich denke da an von mir gefertigte Gemälde und Zeichnungen, und selbstverständlich an das Spezial-Songbuch, von dem Sven mir des öfteren erzählte, dass Ihr gern so was von mir haben wolltet. (Ohne das je ein regelrechter „Auftrag“ an mich daraus wurde.)
Ich werde eine kleines „Plichtenheft“ für dieses Songbuch erstellen, in dem z. B. Art der Gemälde und Graphiken, das grundsätzliche Layout und vor allem der Umfang spezifiziert sind. Das maile ich Euch zu, und Ihr antwortet mir dann, ob und inwieweit das in Ordnung ist, macht Gegenvorschläge usw. so wie das halt bei Auftragsarbeiten gemacht wird.
Und dann liefere ich das Teil pünktlich zum vereinbarten Termin ab. 🙂
Ist das ein Wort?
Martin
Nachtrag: naturlich mache ich das für „Lau“, allerdings so, als ob es ein bezahlter Auftrag wäre. Schließlich soll es ja mein Beitrag zu Eurem Album sein.
MM
Heya an meine LieblingsVøgel, danke für diese Variante des ‚Making of‘ 🙂
Werde das CrowdFunding natürlich mit meinen FB- u.a. Vernetzungs-Mitteln nach Kräften unterstützen, versprochen! Ihr habt ja schon ein paar Fans hier im Norden, in und ausserhalb des WohnZimmers 😉 Und wenn ich – wie gerade bei einem ReclaimingTreffen in Hessen geschehen – am nächtlichen Feuer „Für den Wind, für das Gras, für die Berge“ anstimme und mindestens fünf MenschInnen singen mit – dann berührt das mein Herz.. Falls gewünscht und für passend bewogen, stelle ich gern einige meiner CD’s für’s CrowdFunding zur Verfügung – es gibt ja Menschen, die RitualMusik mögen..
Fröhlich-inspirierende Grüße aus dem Garten mit der (V)ErwachsenenSchaukel, Peti
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